Im Maschinenhaus, im historischen Werkstattgebäude und auf dem Außengelände sind 45 großformatige Fotos zu sehen. Auf ihnen macht der Künstler auf die Probleme aufmerksam, die die Ausbeutung unseres Planeten mit sich bringt: verseuchte Gewässer, überformte Landschaften, verbrannte Erde. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt dabei in der nordamerikanischen Heimat des Künstlers, doch auch in Deutschland und Europa findet Fair Motive, die zum Nachdenken anregen.
Fairs Luftbilder, die zuvor schon in der Henrichshütte Hattingen und auf der Zeche Hannover in Bochum die Besucher beeindruckten, bestechen zunächst durch ihre seltsame Schönheit: Ein schneeweißer Berg erhebt sich hinter einem grünen Wald, Flüssigkeiten glänzen golden im Licht, bizarre Muster in leuchtenden Farben wecken die Neugier auf die Geschichte hinter dem Bild. Erst auf den zweiten Blick erschließt sich die Problematik, die der Arbeit des Künstlers zugrunde liegt.
Luft, Wasser und Boden sind für Henry Fair unveräußerliche Werte, die allen Lebewesen gehören: "Was wir 'die Umwelt' nennen, ist eigentlich eine Reihe von komplexen natürlichen Systemen, die uns eine enorme Vielfalt an kostenlosen Dienstleistungen bieten: saubere Luft, sauberes Wasser, Bienen, Fische", so Fair. Unser Wirtschaftssystem ermögliche es einigen Akteuren, dieses Vermögen der Allgemeinheit zu ihrem persönlichen Vorteil zu plündern, ohne dafür zu bezahlen. Die langfristigen Folgen der Industrialisierung, die sogenannten Ewigkeitslasten, aber trage die gesamte Gesellschaft. Der Fotograf: "Die Dinge, die wir kaufen, enthalten keine Informationen über die versteckten Kosten für die an ihrer Produktion beteiligten öffentlichen Güter: die verunreinigte Luft, das verschmutzte Wasser, die zerstörten Lebensräume oder die ausgebeuteten Arbeiter. Aber das sind reale Kosten, die bezahlt werden müssen, eine Last, die letztlich dem Steuerzahler auferlegt wird."
Der Fotograf
Der Umweltaktivist Henry Fair beschäftigt sich schon länger mit
industriellen Anlagen. Heimlich betrat er Raffinerien und
Kohlebergwerke, doch ihm fehlte die Gesamtperspektive, und die am
stärksten vergifteten Landschaften blieben unerreichbar. Die Idee des
Zugangs aus der Luft kam ihm während eines Nachtflugs über die USA. Als
er in der Morgendämmerung den aus einer Nebeldecke ragenden Kühlturm
eines Kraftwerks sah, griff er zur Kamera. Fair nennt es eine
Offenbarung: "Ich kann alle meine Ziele aus der Luft erreichen. Ich kann
nicht nur Zäune überwinden, sondern auch Landschaften von oben in
faszinierende abstrakte Bilder verwandeln."
LWL
Bannerfoto: J Henry Fair. Abwasserbecken der Phosphatdünger-Produktion in Bartow, Florida, USA.
Foto im Text: Auch im Maschinenhaus der Zeche Nachtigall sind Fotografien von J Henry Fair ausgestellt.