Frauen im Baugewerbe sind in Deutschland
immer noch eine Ausnahme. In Bolivien arbeiten viele Frauen in diesem
Gewerbe als Maurerinnen, Malerinnen und Installateurinnen. Die in
Bielefeld lebende Künstlerin Cecilia Herrero-Laffin hat sie 2019 über
Wochen begleitet. Daraus ist eine Ausstellung entstanden.
Die Schau mit dem Titel "Cecilia Herrero-Laffin: Bolivianische Bauarbeiterinnen" sollte eigentlich schon seit dem 8. November 2020 für die Öffentlichkeit zugänglich sein; dann kam der Lockdown. "Wir freuen uns, dass wir die bemerkenswerte Ausstellung jetzt endlich dem Publikum zeigen können", so LWL-Museumsleiter Willi Kulke.
Hintergrund
In der bolivianischen Hauptstadt La Paz schlossen sich 2010 über 30
Frauen zur Vereinigung "Asomuc - Association de Mujeres Constructoras"
zusammen. Der Zusammenschluss mit heute gut 200 Mitgliedern versteht
sich nicht als Gewerkschaft, sondern als Solidargemeinschaft. Ziel ist
es, gleiche Entlohnung, sichere Arbeitsbedingungen und Schutz vor
sexueller Belästigung zu erreichen.
Weibliche Berufstätigkeit ist in Bolivien vor allem in der Unterschicht eine ökonomische Notwendigkeit. Dabei tragen die bolivianischen Frauen eine doppelte Last, denn der "Machismo" in Lateinamerika ist als Teil auch der indigenen Kulturen präsent. So sind familiäre Gewalt gegen Frauen, sexuelle Übergriffe, Mobbing und Diskriminierung am Arbeitsplatz an der Tagesordnung. Dazu übernehmen Frauen häufig die komplette Hausarbeit und Kindererziehung neben ihrem Beruf. Nicht selten dauert ihr Arbeitstag von 4 Uhr morgens bis 9 Uhr abends, wenn der Weg zur Arbeitsstätte weit ist und vor dem Verlassen des Hauses alle Mahlzeiten vorbereitet werden.
Cecilia Herrero-Laffin sieht in den Gesichtern der Frauen, von denen die meisten zum Stamm der Aymara gehören, vor allem den Stolz auf ihre Arbeit: "Die Bauarbeiterinnen tragen fast immer die gesamte Verantwortung für ihre Familien. Viele sind alleinerziehend oder ihre Männer sind arbeitslos, so dass sie häufig allein für den Lebensunterhalt ihrer Familien sorgen. Im patriarchalischen System der lateinamerikanischen Gesellschaft haben sie es schwer, Anerkennung, aber auch gerechte Löhne zu erwerben."
Kulke fasziniert die Lebendigkeit der Figuren von Cecilia Herrero-Laffin: "Sie lassen erahnen, dass viele der Frauen ein sehr hartes Leben führen. Ihre schwere Arbeit mit Ziegeln, Mörtel und Zement teilt sich intensiv mit. Zugleich spürt man den Stolz, egal, ob sie die schwere Arbeitskleidung oder ihre Trachten tragen. Die Gesichter zeigen Spuren des harten Lebens, aber keine Gebrochenheit."
Die Künstlerin
Cecilia Herrero-Laffin ist Keramikerin, Malerin und Fotografin. Die in Argentinien geborene Künstlerin arbeitete in verschiedenen Ländern Latein- und Mittelamerikas und in Deutschland. In ihren Arbeiten bezieht sie immer wieder Stellung für die Rechte der Frauen und beschäftigt sich intensiv mit deren Leben und Arbeit. Herrero-Laffin hat Ateliers in Bielefeld und Kalletal im Kreis Lippe.
LWL
Bannerfoto: Siegfried Laffin. Gruppe von Bauarbeiterinnen in Arbeitskleidung. Skulptur von Cecilia Herrero-Laffin.
Foto im Text: Cecilia Herrero-Laffin mit Bauarbeiterinnen in der bolivianischen Hauptstadt La Paz.