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Russland beordert seinen US-Botschafter zurück

Anatoli Antonow sei am Mittwoch zu Konsultationen nach Moskau geladen worden, um die Zukunft der Beziehungen zu den USA zu analysieren, erklärte das russische Außenministerium.


Nach der scharfen Attacke von US-Präsident Joe Biden auf Kreml-Chef Wladimir Putin hat Russland seinen Botschafter in Washington nach Moskau zurückbeordert. Biden hatte in einem Fernsehinterview gesagt, er halte Putin für einen "Mörder".

Das russische Außenministerium erklärte, bei den Gesprächen mit Botschafter Antonow solle es um die Frage gehen, wie eine "irreversible Verschlechterung" der Beziehungen verhindert werden könne. Vize-Außenminister Sergej Riabkow sagte der Nachrichtenagentur RIA Nowosti, die Verantwortung für die Verschlechterung der Beziehungen "liegt vollständig bei den Vereinigten Staaten".

Das US-Außenministerium erklärte, es nehme die Rückbeorderung des russischen Botschafters zur Kenntnis. Eine Sprecherin ergänzte, der US-Botschafter in Moskau werde trotz der Krise auf seinem Posten bleiben, um "offene Kommunikationskanäle" aufrechtzuerhalten und "das Risiko von Fehleinschätzungen zwischen unseren Ländern zu reduzieren".

Biden war in dem Interview des Senders ABC News gefragt worden, ob er der Ansicht sei, dass Putin "ein Mörder ist". Der US-Präsident antwortete: "Das tue ich." Biden nannte keine Einzelheiten und machte nicht deutlich, ob er sich damit auf die versuchte Vergiftung des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny bezog. Biden sagte in dem Interview auch, der russische Staatschef werde dafür "bezahlen", dass er seine Präsidentschaftskandidatur 2020 zu untergraben versucht habe.

Am Dienstag hatten die US-Behörden einen neuen Bericht veröffentlicht, demzufolge sich Russland auch in die US-Präsidentschaftswahl 2020 eingemischt hat - und nicht nur in die Wahl 2016, die Bidens Vorgänger Donald Trump gewonnen hatte.

Kreml-Sprecher Dmitri Peskow wies den Bericht zur US-Wahl am Mittwoch als "völlig gegenstandslos und unbegründet" zurück. "Wir betrachten diesen Bericht als falsch", sagte Peskow. Der Kreml bedauere die Veröffentlichung des Berichts, dieser solle als "Entschuldigung" für mögliche neue Sanktionen gegen Moskau gelten.

Auch auf Bidens Aussagen hatte Moskau sofort und scharf reagiert. "Putin ist unser Präsident und ein Angriff auf ihn ist ein Angriff auf unser Land", schrieb der Präsident des russischen Unterhauses, Wjatscheslaw Wolodin, im Onlinedienst Telegram.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, sagte am Mittwoch auf die Frage von Journalisten, ob Biden den russischen Präsident im wörtlichen oder nur im übertragenen Sinne für einen Mörder halte, der US-Präsident halte sich mit seinen "Bedenken" über Dinge, die er "böse oder problematisch" finde, nicht zurück. Als Beispiel nannte sie Wahleinmischungen, den Giftanschlag auf Nawalny und Cyberattacken.

Biden nimmt seit seinem Amtsantritt im Januar eine deutlich härtere Haltung gegenüber Moskau ein als Trump, dem eine übergroße Nähe zum Kreml-Chef vorgeworfen wird. 

Biden sagte, er habe sich kurz nach seinem Amtsantritt im Januar mit Putin unterhalten. "Zu Beginn des Gesprächs sagte ich zu ihm: 'Ich kenne Sie und Sie kennen mich. Wenn ich zu dem Schluss komme, dass das passiert ist, dann machen Sie sich auf etwas gefasst'." Biden ging nicht näher darauf ein, ob er damit die Wahleinmischung meinte oder andere russische Vorgehensweisen wie den Fall Nawalny. Der US-Präsident bekräftigte jedoch, dass er mit Moskau "arbeiten" wolle, "wenn es in unserem gemeinsamen Interesse ist". 

mid

Agence France-Presse