Einer der größten Wirtschaftsskandale der Bundesrepublik wächst sich wohl aus zum Spionagefall: Der ehemalige Wirecard-Vorstand Jan Marsalek soll Medienberichten zufolge jahrelang für russische Geheimdienste aktiv gewesen sein.
In der Aufarbeitung des Wirecard-Skandals hat am Donnerstag in Berlin die Befragung des früheren Unternehmenschefs Markus Braun vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschusses begonnen.
"Es kann nicht sein, dass wir bei unseren wichtigsten Wirecard-Zeugen auf den persönlichen Eindruck verzichten", sagte Matthias Hauer (CDU), der "Süddeutschen Zeitung", NDR und WDR.
Politiker von CSU, FDP und Grünen warfen Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) eine Mitverantwortung für den Skandal bei Wirecard vor. Scholz selbst sieht sich durch den Bericht allerdings bestätigt.
Der Wirecard-Skandal hat auch die Deutsche Börse auf dem falschen Fuß erwischt. Als erstes Unternehmen im Deutschen Aktienindex (Dax) überhaupt meldete der Münchner Zahlungsdienstleister im Juni infolge des mutmaßlichen Milliardenbetrugs Insolvenz an.
"Der Wirecard-Skandal ist so groß, dass weitere Akteure zu befragen sind, auch aus dem Bundeskanzleramt", sagte die Ausschussvorsitzende Katja Hessel (FDP).
Scholz "Konsequenzen" aus dem milliardenschweren mutmaßlichen Bilanzbetrug bei dem mittlerweile insolventen Münchner Finanzdienstleister. Dazu seien schnelle Reformen nötig. Nötig seien insgesamt mehr Kompetenzen für die Finanzaufsicht.
Die Sondersitzung am Mittwochnachmittag sei die "letzte Chance für die Regierung, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss abzuwenden", sagte der finanzpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion
"Die parlamentarische Aufklärung des Wirecard-Skandals muss noch in der Sommerpause vorangebracht werden", erklärte Paus. Dabei müsse nun auch die "politische Verantwortung" aufgearbeitet werden, begründete die Grünen-Finanzpolitikerin die Ladung von Scholz und Altmaier.
"Es geht zunächst mal darum, die Firma, Mitarbeiter und Kunden zu schützen. Ein vereinfachter Narrativ hilft da." Er betonte: "Also einer muss schuld sein - und ich qualifiziere mich ganz ausgezeichnet dafür."
Die Staatsanwaltschaft München ging einem Verdacht der Geldwäsche bei Transaktionen für Online-Pokerwebsites nach. Das Verfahren wurde zwei Jahre später eingestellt.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) will als Konsequenz aus dem Wirecard-Bilanzskandal die deutsche Finanzaufsicht umbauen. Es sei jetzt die Aufgabe des Gesetzgebers, "die Schutzmechanismen zu überprüfen und zu verbessern", sagte Scholz
Der im Wirecard-Bilanzskandal festgenommene Ex-Chef des Finanzdienstleisters, Markus Braun, kommt gegen die Zahlung einer Kaution von fünf Millionen Euro frei.