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Die Suche nach Verschütteten geht weiter

Die Suche nach den Verschütteten nach dem tragischen Gletscherbruch in Italien wurde wieder aufgenommen.

Nach dem tödlichen Gletscherbruch in den italienischen Alpen ist am Montag die Suche nach möglichen weiteren Verschütteten fortgesetzt worden. Seit dem frühen Morgen setzten die Einsatzkräfte auf der Marmolata in den Dolomiten Drohnen mit Wärmebildkameras für die schwierige Suche nach Überlebenden ein, sagte der Bürgermeister von Canazei, Giovanni Bernard, der Nachrichtenagentur AFP. 

Bei dem Einsatz handele es sich um "eine gefährliche Situation", hob der Bürgermeister hervor. Auch Hubschrauber waren im Einsatz, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Nach Rekordtemperaturen in dem Gebiet war am Sonntagnachmittag ein Teil des Marmolata-Gletschers abgebrochen, so dass eine Lawine aus Schnee, Eis und Gestein niederging. Mindestens sechs Menschen starben, mindestens acht weitere wurden verletzt. Nach Informationen der italienischen Nachrichtenagentur Ansa waren mindestens drei Italiener und ein Tscheche unter den Opern.

Nach Anbruch der Nacht wurde die Suche mit Hubschraubern und Spürhunden am Sonntagabend ausgesetzt. Es wurde befürchtet, dass sich weitere Teile von dem Gletscher lösen könnten. Wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Unglücks in der Umgebung des Gletschers aufgehalten hatten, war am Montag weiter unbekannt, wie die Sprecherin der Rettungskräfte, Michela Canova, AFP sagte. 

Der italienische Ministerpräsident Mario Draghi sprach den Opfern und ihren Familien im Kurzbotschaftendienst Twitter sein "aufrichtiges Mitgefühl" aus und kündigte einen Besuch des Unglücksortes an.

Gino Comelli vom Alpenrettungsdienst beschrieb in der Zeitung "Corriere della Sera" die Wucht der Naturkatastrophe: "Wir haben zerfetzte Leichen gefunden in einem formlosen Strom aus Eis und Geröll, das sich über tausend Meter erstreckte." 

Stefano Dal Moro, der in der Nähe gewandert war, sagte der Zeitung, es sei "ein Wunder", dass er und sein Begleiter überlebt hätten. "Es gab einen dumpfen Lärm, dann kam ein Meer aus Eis herab. Es ist nutzlos zu rennen, Du kannst nur beten, dass es nicht Deinen Weg kreuzt." Er und sein Begleiter hätten sich hingekauert und einander "fest umarmt, als das Eis vorbeirauschte".

Der Marmolata-Gletscher ist der größte Gletscher in den Dolomiten und befindet sich auf der Nordseite der Marmolatagruppe, die in den Provinzen Trient und Belluno liegt. Die Eisplatte brach in der Nähe von Punta Rocca an der Aufstiegsroute zum Gipfel.

Filmaufnahmen, die von einer nahegelegenen Berghütte gemacht wurden, zeigen mit Felsbrocken vermischte Schneemassen, die mit ohrenbetäubendem Lärm ins Tal herunterrasten. Andere von Touristen aufgenommene Handybilder zeigten die graue Lawine, die auf dem Weg nach unten alles mit sich riss. 

Der Geologe Massimo Frezzotti von der Universität Rom Drei sagte AFP, der Gletscherbruch sei durch ungewöhnlich warmes Wetter als Folge des Klimawandels erfolgt. "Die derzeitigen Bedingungen an dem Gletscher entsprechen denen Mitte August, nicht Anfang Juli", sagte er. Am Tag vor dem Gletscherbruch war eine Rekordtemperatur von zehn Grad auf dem Gipfel des Gletschers gemessen worden.

Der Weltklimarat IPCC zählte die Gletscher- und Schneeschmelze in seinem im März veröffentlichten Bericht zum Klimawandel zu den zehn schwersten Bedrohungen durch die Erderwärmung. Bis zum Jahrhundert-Ende könnten die Gletscher in Skandinavien, Zentraleuropa und im Kaukasus demnach zwischen 60 und 80 Prozent an Masse verlieren.

yb/jes