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Keine Rente mit 70

Vertreter der Ampel-Parteien lehnen eine Erhöhung des Rentenalters ab.

Grünen-Bundestagsfraktionsvize Andreas Audretsch (Wiki) nannte den Vorstoß von Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf für die Rente mit 70 zutiefst ungerecht. Der SPD-Arbeitsmarktexperte Michael Gerdes sagte den RND-Zeitungen vom Dienstag: "Wer 67 Jahre alt ist, muss in Rente gehen dürfen." Die Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer und Veronika Grimm zeigten sich dagegen offen für ein höheres Renteneintrittsalter.

Derzeit würden rund 15 Prozent aller älteren Menschen sterben, bevor sie überhaupt das gesetzliche Renteneintrittsalter erreichen, sagte Audretsch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Viele gingen aus Erschöpfung vorzeitig in Rente. Die Idee, Pflegekräfte, Stahlarbeiter oder Feuerwehrleute bis 70 arbeiten zu lassen, zeige, "dass nicht alle bereit sind, die Lebensrealität vieler Menschen zur Kenntnis zu nehmen.  

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Gerdes sagte, eine weitere Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters bedeute für viele, die nicht länger arbeiten könnten, eine Rentenkürzung. "Das ist ungerecht", betonte er. Wer länger arbeiten wolle, könne auf freiwilliger Basis die Flexi-Rente nutzen, die laut Koalitionsvertrag lukrativer gemacht werden solle.

"Wir plädieren für eine Aktienrente und ein flexibles Eintrittsalter anstelle des Renteneintritts mit 68 Jahren - wie es Schweden vormacht", hieß es von der FDP-Bundestagsfraktion. "Jeder, der älter als 60 Jahre ist, sollte selbst entscheiden, wann er aus dem Erwerbsleben ausscheidet", sagte ihr arbeitsmarkt- und sozialpolitischer Sprecher Pascal Kober dem RND. "Wer früher ausscheidet, bekommt weniger, wer später ausscheidet, bekommt mehr."

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Wolf, hatte sich am Montag für eine schrittweise Anhebung des Rentenalters auf 70 Jahre ausgesprochen - sonst sei das Rentensystem "mittelfristig nicht mehr finanzierbar".

Die Ampel-Parteien haben in ihrem Koalitionsvertrag aber eine weitere Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters ausgeschlossen. Dieses wurde seit 2012 schrittweise angehoben und liegt für die Jahrgänge ab 1964 derzeit bei 67 Jahren.

Auch die Unionsfraktion im Bundestag lehnt eine Rente mit 70 ab. "Für die Anhebung der Regelaltersgrenze gibt es keinen akuten Handlungsbedarf", sagte der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Arbeit und Soziales, Stephan Stracke (CSU), dem RND.

Als "Rentenkürzung mit Ansage" kritisierte der Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, die Forderung. "Um die Rente solidarisch und zukunftsfest zu finanzieren, braucht es stattdessen endlich die Einführung einer Bürgerversicherung, in die alle, auch Selbständige, Freiberufler, Politiker und Beamte einzahlen", sagte Schneider dem RND.

Die Wirtschaftsweise Schnitzer zeigte sich offen für ein späteres Renteneintrittsalter. "Um die Rente auch in Zukunft zu sichern, gibt es drei Stellschrauben: Renteneintrittsalter, Beitragshöhe und Rentenhöhe", sagte sie den Funke-Zeitungen vom Dienstag. "Man wird nicht umhinkommen, an allen drei Schrauben zu drehen, wenn wir die künftigen Generationen nicht überlasten wollen." 

Das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung forderte zudem eine Flexibilisierung der Wochenarbeitszeit: "Manche möchten mehr verdienen und sind bereit, dafür länger zu arbeiten. Andere wollen eher etwas weniger arbeiten."

Die Wirtschaftsweise Grimm hält die Kopplung des Renteneintritts an die höheres Lebenserwartung ebenfalls für notwendig. "Die Lebenserwartung steigt und die Gesundheit der Menschen im Alter verbessert sich im Durchschnitt", sagte Grimm der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe). "Das erfordert auch eine Anpassung beim Rentenalter, damit die Rentenversicherung finanzierbar bleibt." Parallel müssten die Möglichkeiten verbessert werden, sich entlang des Erwerbslebens weiterzubilden. 

cha/pw