"Kipppunkte rücken näher, nicht nur, weil wir immer mehr klimaschädliche Treibhausgase ausstoßen," sondern auch weil die Erde anfälliger für den Klimawandel sei als früher angenommen, warnte Rockström. Das Absterben des Amazonas-Regenwalds und das beschleunigte Abschmelzen des Grönlandeises seien "Beispiele für Systeme, die schnell von kühlenden Kohlenstoffsenken zu Quellen weiterer Erwärmung werden können".
Klimaforscher bezeichnen als Kipppunkte Schwellen, bei deren Erreichen eine Kaskade aus negativen Folgen und dadurch eine Verschärfung der Klimakrise nicht mehr zu vermeiden ist. Dies betrifft unter anderem auch die Alpengletscher, das arktische Meereis im Sommer und die Permafrostböden in Sibirien.
"Das bedeutet, dass wir uns nicht damit begnügen können, nur Mittelwerte zu betrachten", warnte Rockström. Auch "extreme Risiken" müssten einkalkuliert werden. "Die Mathematik der Katastrophe durchzurechnen könnte der Schlüssel dazu sein, sie zu vermeiden", mahnte der PIK-Direktor.
Er und seine Kollegen fordern daher in ihrer Studie, die am Montag im Fachblatt "Proceedings of the National Academy of Science" veröffentlicht wurde, eine internationale Forschungsagenda zu vereinbaren, damit Regierungen für die schlimmsten Klimaszenarien planen können. Dabei sollten die vier großen Gefahren Extremwetterereignisse, Hungersnöte und Mangelernährung, Konflikte und das Auftreten neuer ansteckender Krankheiten in den Blick genommen werden.
Die Studienautoren heben hervor, dass die Klimaberichte von UN-Organisationen sich vornehmlich damit beschäftigten, welche Folgen drohen, wenn sich die Erde um 1,5 bis zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalters erwärmt, die Erderwärmung also im Rahmen der Zielvereinbarung des Pariser Klimaabkommens bleibt.
Tatsächlich steuert die Erde derzeit aber auf eine Erwärmung um 2,7 Grad zu, auch ein noch höherer Anstieg der Durchschnittstemperatur ist möglich. Die Studienautoren fordern daher einen wissenschaftlichen UN-Bericht zu "katastrophalen Klimawandelszenarien".
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