Die Gewerkschaft Verdi und der Deutsche Journalistenverband (DJV) (Wiki) haben den Rückzug der Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Patricia Schlesinger (Wiki) , als ARD-Vorsitzende begrüßt. "Damit wird weiterer Schaden vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, seinen Beschäftigten und dem Programmauftrag abgewendet", erklärte der Verdi-Landesleiter Berlin-Brandenburg, Frank Wolf, am Freitag.
Die Veröffentlichungen zu den gegen Schlesinger erhobenen Vorwürfen würden "auf extreme Weise" die Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Berlin-Brandenburg und deutschlandweit belasten. Die Gewerkschaft forderte deshalb eine schonungslose Aufklärung aller Vorgänge über das mögliche Fehlverhalten Schlesingers und des Vorsitzenden des RBB-Verwaltungsrats, Wolf-Dieter Wolf.
"Es ist richtig, dass Frau Schlesinger Schaden von der ARD abwendet", begrüßte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall (Wiki) ebenfalls den Rückzug vom ARD-Vorsitz. Ihr Rücktritt ändere jedoch nichts an der Notwendigkeit, die gegen sie erhobenen Vorwürfe lückenlos aufzuklären.
Davon hänge auch ab, ob sie weiterhin an der Spitze des RBB stehen könne, erklärte Überall weiter. Die Journalistinnen und Journalisten des Rundfunks bräuchten eine Führungsfigur, die sich nicht dauernd mit Vorwürfen über die eigene Amtsführung auseinandersetzen müsse.
Die 61-Jährige hatte nach zahlreichen gegen sie erhobenen Vorwürfen hinsichtlich ihrer Amtsführung beim RBB am Donnerstagabend erklärt, sich vom ARD-Vorsitz zurückzuziehen. Diese Funktion hätte Schlesinger eigentlich bis Ende 2023 inne gehabt.
Das Portal "Business Insider" (Wiki) hatte zuvor sukzessive über die Vorwürfe gegen die Journalistin berichtet. Sie soll unter anderem Abendessen in ihrer Privatwohnung, für die der gebührenfinanzierte RBB aufkam, nicht richtig abgerechnet und ihren Dienstwagen auch für private Fahrten genutzt haben.
Zudem soll der RBB-Verwaltungsratsvorsitzende Wolf-Dieter Wolf in seiner Rolle als Aufsichtsratschef der landeseigenen Messe Berlin den Ehemann von Schlesinger und ehemaligen "Spiegel"-Journalisten Gerhard Spörl (Wiki) mit lukrativen Berateraufträgen versorgt haben. Diese sollen einen Gesamtwert von 140.000 Euro gehabt haben.
awe/cfm © Agence France-Presse