Entscheidender als die Wahl des konkreten Impfstoffs ist nach Ansicht der Impfexperten aber, dass sich die Menschen überhaupt impfen und sich insbesondere boostern lassen. Auch die bisher gängigen mRNA-Impfstoffe (Wikipedia) können demnach weiterhin eingesetzt werden, weil sie unverändert vor schweren Krankheitsverläufen schützen - auch durch Omikron-Varianten. Menschen, die erst kürzlich Auffrischungsimpfungen erhielten, sollen daher keine gesonderte neue Impfdosis mit einem der angepassten Impfstoffe erhalten.
Mit der Empfehlung ändert sich für die Zielgruppen nichts. Die Stiko empfiehlt allen ab zwölf Jahren eine Grundimmunisierung und eine Auffrischungsimpfung, einen sogenannten Booster. Eine weitere Auffrischungsimpfung sollen Menschen ab 60 Jahren erhalten sowie alle ab fünf Jahren, die eine Grunderkrankung und damit ein erhöhtes Risiko für schwere Covid-19-Verläufe haben. Die gleiche Empfehlung gilt für alle ab zwölf Jahren mit Grunderkrankungen, für das Personal in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen und Pflegeheimbewohner.
Die Europäische Arzneimittelagentur hatte vor einer Woche einen Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer zugelassen, der auch gegen die Omikron-Subvarianten BA.4 und BA.5 wirkt. Bereits Anfang September wurden Vakzine von Biontech und Pfizer sowie Moderna gegen die Omikron-Subvariante BA.1 zugelassen. Die Corona-Impfstoffe zielen sowohl auf die Abwehr der ursprünglichen Form des Coronavirus als auch auf die neuen Varianten.
Für die Grundimmunisierung, also für die erste und zweite Impfdosis, sind die nun angepassten Impfstoffe nicht zugelassen. Dafür werden die bislang eingesetzten Vakzine weiter verwendet.
Vor allem die Omikron-Variante brachte inzwischen zahlreiche Subtypen hervor, die insgesamt ansteckender als andere Virusvarianten sind. Omikron-Sublinien wie BA.4 und BA.5 gelten zudem als sogenannte Escape-Varianten - das heißt, sie können die Immunantwort auch von Geimpften und Genesenen besser umgehen.
In den vergangenen Monaten hatten die Stiko und auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) noch davon abgeraten, auf die neuen Impfstoffe zu warten. Kurz vor der Auslieferung der ersten Impfdosen riet aber auch Lauterbach zu den angepassten Impfstoffen. Am Dienstag erklärte er, die Stiko-Empfehlung sei "ein wichtiger Beitrag zur Überwindung der Pandemie".
Die Kassenärzte begrüßten die neue Stiko-Empfehlung. Sie sei eine Richtschnur für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, sagte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, der Funke-Mediengruppe. Auch erleichtere sie deren Arbeit angesichts des gestiegenen Beratungsbedarfs in den Praxen.
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