"Der Krieg hat die Energiepreise, insbesondere in Europa, weiter in die Höhe getrieben", heißt es im OECD-Bericht. Dadurch habe sich der Inflationsdruck in einer Zeit erhöht, in der die Lebenshaltungskosten weltweit wegen der Nachwirkungen der Coronapandemie ohnehin schon stark gestiegen seien.
In vielen Volkswirtschaften geben die Unternehmen demnach ihre höheren Energie-, Transport- und Personalkosten an die Kunden weiter. "Die Inflation erreicht mittlerweile Niveaus, wie wir sie seit den 80er Jahren nicht mehr erlebt haben." Dies zwinge die Zentralbanken, die geldpolitischen Zügel schneller anzuziehen als erwartet, erklärte die OECD.
Die Experten korrigierten daher ihre vorherigen Wachstumsprognosen nach unten. In den USA und im Euroraum werde sich das jährliche BIP-Wachstum verlangsamen, "in mehreren europäischen Volkswirtschaften könnte es während der Wintermonate zu stärkeren Rückgängen kommen". Für den Euroraum rechnet die OECD in diesem Jahr mit 3,1 Prozent Wachstum und mit 0,3 Prozent im kommenden Jahr.
Auch in China habe das Wachstum einen Dämpfer erlitten und dürfte 2022 voraussichtlich auf 3,2 Prozent absacken. Dies sei - abgesehen von der Pandemiephase 2020 - die niedrigste Wachstumsrate in China seit den 70er Jahren, betonte die OECD.
Die wirtschaftlichen Aussichten seien mit erheblicher Ungewissheit und bedeutenden Abwärtsrisiken behaftet, erklärte die Organisation. Dazu zählten die Gefahr weiterer Nahrungsmittel- und Energiepreissteigerungen, die viele Menschen in die Armut treiben könnten. Auch mögliche Engpässe bei der Gasversorgung in den nahenden Wintermonaten auf der Nordhalbkugel gehörten dazu. "Es wird entscheidend sein, den Energieverbrauch zu senken und die Bezugsquellen zu diversifizieren", mahnte die OECD.
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