Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Wikipedia) hat die Bedürfnisse seines kriegsgeschädigten Landes bei der Energieversorgung in diesem Winter auf etwa 800 Millionen Euro geschätzt. "Stromgeneratoren sind inzwischen genau so nötig wie Panzerfahrzeuge und Schutzwesten", sagte Selenskyj per Video-Schalte zum Auftakt einer internationalen Ukraine-Konferenz am Dienstag in Paris. "Wir tun alles, um uns gegen den Energie-Terror zu wehren", sagte er.
Nach jedem russischen Angriff auf die Infrastruktur seien Ingenieure im Einsatz, um Millionen von Ukrainern wieder mit Strom zu versorgen, berichtete der ukrainische Präsident. Sein Land brauche Transformatoren sowie Werkzeuge und Ersatzteile, um Hochspannungsleitungen und Gasturbinen zu reparieren. Außerdem sei es in diesem Winter darauf angewiesen, Strom aus Ländern der EU zu importieren. Vor Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar hatte die Ukraine noch selbst Strom in die EU geliefert.
Auf der Pariser Konferenz soll es vor allem um den Wiederaufbau der essenziellen zivilen Infrastruktur gehen, um der ukrainischen Bevölkerung zu helfen, durch den Winter zu kommen. Etwa 70 internationale Delegationen nehmen an der Konferenz teil, unter anderem aus den USA, den Golfstaaten und Indien. China ist nicht vertreten.
Die französische Regierung will eine Internet-Plattform einrichten, um die Bedürfnisse der Ukraine und die Hilfszusagen der internationalen Gemeinschaft besser zu koordinieren. Nach Angaben des Élysées-Palasts waren am Dienstagvormittag bereits Hilfszusagen in Höhe von insgesamt 400 Millionen Euro zusammengekommen. Frankreich sagte 76,5 Millionen Euro zu. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen stellte 30 Millionen Euro für den Kauf von energiesparenden LED-Lampen in Aussicht.
"Seit die militärischen Schwächen Russlands offen zutage getreten sind, verfolgt Russland eine zynische Strategie", sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. "Sie wollen die Ukraine in die Knie zwingen". Macron bezeichnete die Angriffe auf die Infrastruktur als Kriegsverbrechen, die nicht unbestraft bleiben dürften.
Nach Angaben des ukrainischen Regierungschefs Denys Schmyhal (Wikipedia) will die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) Missionen in die Ukraine entsenden, um die dortigen Atomkraftwerke zu sichern. Diese sollen "alle Angriffe von außen dokumentieren, insbesondere die der russischen Angreifer", schrieb Schmyhal nach einem Treffen mit IAEA-Chef Rafael Grossi im Messengerdienst Telegram.
Beim Atomkraftwerk Saporischschja, das immer wieder Ziel von Angriffen war, sind bereits IAEA-Experten im Einsatz. Im Oktober hatte Putin Europas größtes Atomkraftwerk per Dekret unter russische Verwaltung gestellt.
kol/ans © Agence France-Presse