Berlin. Für das Tier des Jahres 2023, den stark gefährdeten
Gartenschläfer, starten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
(Webpräsenz), die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg
Gesellschaft für Naturforschung in diesen Wochen eine bundesweite
Schutzkampagne im Rahmen ihres Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“. Mechthild Klocke, Leiterin des Projekts im BUND:
„Nachdem wir die Ursachen für das Aussterben der Gartenschläfer drei
Jahre lang intensiv erforscht haben, können wir jetzt endlich die
passenden Schutzaktionen starten. Über 12.000 Büsche und Bäume werden
wir allein in diesem Winter pflanzen und mehr als 1.000 Nistkästen
aufhängen. Das ist der Startpunkt für eine Vielzahl von Aktionen vom
Harz bis zur Kölner Innenstadt, die noch bis Ende 2024 gehen werden.“
Der
mit dem Siebenschläfer verwandte Gartenschläfer ist innerhalb weniger
Jahre in vielen Regionen sehr selten geworden oder bereits verschwunden.
Besonders dramatisch ist die Situation in den Wäldern der
Mittelgebirge. Klocke: „Die Trockenheit, der Kahlschlag in Folge des
Borkenkäferbefalls, die Forst-Monokulturen – das alles hat auch dem
Gartenschläfer in seinem natürlichen Lebensraum, den Wäldern, erheblich
zugesetzt. Im Zuge des Umbaus der Wälder müssen wir auch solche
kleineren Arten im Blick haben.“ Deshalb werden hier unter anderem
gezielt heimische Büsche und Bäume gepflanzt, die ihm Schutz und Nahrung
bieten, aber auch geeignete Lebensräume wieder miteinander verbinden.
In
Städten vor allem entlang von Rhein und Mosel ist der Gartenschläfer
noch recht häufig. Er hat hier als Kulturfolger einen neuen Lebensraum
erobert, in dem er noch ausreichend Rückzugsräume und Nahrung findet.
Klocke: „Damit das so bleibt, stärken wir die Natur in der Stadt, indem
wir unter anderem Hecken aus Wildrosen, Weißdorn und Holunder anlegen.
Sie sind wertvolle Lebens- und Nahrungsräume nicht nur für die
Schlafmaus, sondern auch für Insekten und zahlreiche Vogelarten.“
Der
Gartenschläfer hat in den letzten 30 Jahren etwa die Hälfte seines
Verbreitungsgebiets eingebüßt. Er steht hierzulande auf der Roten Liste.
Warum seine Bestände derart drastisch zurückgehen, war bis zum Beginn
des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“ noch völlig unklar. Das
Projektteam untersuchte deshalb seit 2018 zunächst alle denkbaren
Ursachen: von der Nahrung, möglichen Krankheiten und Fressfeinden, der
Genetik bis zu Lebensräumen und Klimaveränderungen. Die Erkenntnisse
helfen nun, passende Schutzaktivitäten zu erarbeiten und direkt
umzusetzen. Das Ziel: das Verschwinden der Art in Deutschland
verhindern. Die „Spurensuche Gartenschläfer“ wird durch das Bundesamt
für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums im
Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert.
Hinweis:
Achtung Premiere: Am 20.2.2023, 18.35 Uhr zeigt ARTE erstmalig die Dokumentation „SoKo Gartenschläfer“. Zwei Jahre lang begleitete ein Filmteam die Forscher*innen und Naturschützer*innen auf ihrer Spurensuche nach den Ursachen für das Verschwinden der Gartenschläfer – von nächtlichen Verfolgungen durch den Nationalpark Harz bis zum genetischen Fingerabdruck im Labor.
Weitere Informationen:
biodiversität - schützen.nutzen.leben: Spurensuche Gartenschläfer (bfn.de)