Der
ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist zum Auftakt seines
Deutschland-Besuchs von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in
Berlin empfangen worden.
Selenskyj traf am Sonntagmorgen im Schloss
Bellevue (Wikipedia) ein, wo er von seinem deutschen Kollegen begrüßt wurde.
Anschließend trug er sich in das Gästebuch ein. Danach zogen sich die
beiden Präsidenten zu einem Gespräch zurück. Am Nachmittag sollen
Selenskyj und das ukrainische Volk mit dem Aachener Karlspreis (Wikipedia) geehrt
werden.
Selenskyj war in der Nacht zu Sonntag in Deutschland
gelandet. Es ist sein erster Besuch hierzulande seit Beginn des
russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022. "Schon in
Berlin", schrieb Selenskyj um 00.36 Uhr auf Twitter. Er nannte auch die
Schlagworte seiner Deutschland-Reise:
"Waffen. Mächtiges Paket. Luftabwehr. Wiederaufbau. EU. Nato. Sicherheit."
Die
Bundesregierung hatte am Samstag ein milliardenschweres Rüstungspaket
für Kiew angekündigt. Laut Bundesverteidigungsministerium bekommt die
Ukraine unter anderem 30 Panzer vom Typ Leopard 1 A5 und 20 vom Typ
Marder.
Das Paket im Gesamtwert von mehr als 2,7 Milliarden Euro umfasst außerdem vier weitere Iris-T-Flugabwehrsysteme, 18 Radhaubitzen, mehr als 100 gepanzerte Gefechtsfahrzeuge und mehr als 200 Aufklärungsdrohnen.
Auch Artilleriemunition und Lenkflugkörper für die von Deutschland zur Verfügung gestellten Luftverteidigungssysteme wurden Kiew zugesagt. Ukrainische Regierungsvertreter lobten den Schritt.
Ein Flugzeug der Flugbereitschaft der Bundeswehr hatte Selenskyj nach Angaben der Luftwaffe am Samstagabend in Rom abgeholt, wo der ukrainische Präsident Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella, Regierungschefin Giorgia Meloni und Papst Franziskus getroffen hatte.
Details zu Selenskyjs Deutschland-Besuch waren vorab nicht offiziell bekanntgegeben worden. Die Polizei kündigte umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen und Verkehrssperrungen insbesondere rund um das Berliner Regierungsviertel an. Der Besuch des ukrainischen Präsidenten hatte im Vorfeld für große Aufregung gesorgt, nachdem eine Zeitung unter Berufung auf einen Polizeibeamten Einzelheiten zur Reiseplanung veröffentlicht hatte. Die Berliner Polizei leitete daher Ermittlungen wegen des Verdachts des Geheimnisverrats ein.
Seit Kriegsbeginn hatte es Irritationen im deutsch-ukrainischen Verhältnis gegeben. Die Bundesregierung stand wegen ihrer zunächst zögerlichen Haltung bei der Lieferung von Waffen an die Ukraine in der Kritik. Inzwischen zählt Deutschland zu den wichtigsten Waffenlieferanten Kiews.
Mit dem Selenskyj-Besuch schließt sich auch für Steinmeier ein Kreis. Vor gut einem Jahr war der Bundespräsident, der in seiner Zeit als Außen- und Kanzleramtsminister die frühere deutsche Russland-Politik entscheidend mitgeprägt hat, noch von ukrainischer Seite ausgeladen worden, als er gemeinsam mit seinen Kollegen aus Polen und den drei baltischen Staaten nach Kiew reisen wollte. Im Oktober holte Steinmeier die Visite schließlich nach.
Für Sonntagnachmittag ist in Aachen die Vergabe
des internationalen Karlspreises geplant. Die Laudatio hält
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula
von der Leyen und der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki
sollen bei dem Festakt sprechen. Der Karlspreis wird für Verdienste um
Europa verliehen.
Ob Selenskyj aus diesem Anlass nach Aachen reist, blieb bis zuletzt offen.
bfi/cne
© Agence France-Presse