Fechterin Olha Charlan hat Weltverbandspräsident Emmanuel Katsiadakis nach ihrer aufsehenerregenden Disqualifikation bei der Fecht-WM in Mailand öffentlich des Wortbruches bezichtigt.
Die Olympiasiegerin aus der Ukraine sagte, der Grieche habe ihr zugesichert, es sei "möglich" auf den verpflichtenden Handschlag nach ihrem Gefecht gegen die Russin Anna Smirnowa zu verzichten. "Ich dachte, ich habe sein Wort und bin sicher", sagte Charlan, "aber offensichtlich: nein."
Charlan, in ihrer unter dem russischen Angriffskrieg leidenden Heimat ein Star, war nach ihrem Sieg über Smirnowa vom Weltverband FIE aus dem Wettbewerb genommen worden. Trotz der damit gesunkenen Chancen auf ein Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris würde sie immer wieder so handeln, sagte sie: "Meine Botschaft ist: Wir Athleten aus der Ukraine sind bereit, den Russen auf den Sportplätzen gegenüberzutreten, aber wir werden niemals ihre Hände schütteln."
Bei der WM dürfen Fechterinnen und Fechter aus Russland und Belarus in den Einzelwettbewerben als neutrale Athleten starten. Die ukrainische Regierung hatte ihren Sportlern als Reaktion auf den Krieg zunächst untersagt, gegen Russen oder Belarussen anzutreten. Am Mittwoch wurde diese Vorgabe jedoch geändert, nun sind nur noch Kämpfe gegen Sportler untersagt, "die die Russische Föderation oder die Republik Belarus repräsentieren". Charlan hatte sich dafür bei Sportminister Wadym Hutzajt, selbst ehemaliger Fechter, eingesetzt.
Hutzajt fand bewundernde Worte für Charlans Haltung. "Das Wichtigste ist, dass sie die ukrainische Position gezeigt hat, dass wir nicht mit unseren Feinden, mit unseren Mördern Hände schütteln können", sagte er: "Sie ist großartig, ich ehre und respektiere sie so sehr und liebe sie wie mein eigenes Kind."
Weltverbandspräsident Katsiadakis war an der Spitze der FIE auf den Russen Alischer Usmanow gefolgt, der sein Amt nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 aufgeben musste. Der Milliardär hatte den Verband seit 2009 ununterbrochen angeführt und den internationalen Fechtsport mit seinem Geld unter Kontrolle gehalten. Die FIE war einer der ersten Verbände, der der "Empfehlung" des IOC zur Wiederzulassung der nach dem Kriegsausbruch gesperrten Russen und Belarussen als "neutrale Athleten", gefolgt ist.
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