Der Reedereikonzern MSC ѡ will bei dem börsennotierten Hamburger Hafenbetreiber HHLA ѡ einsteigen.
Wie die Stadt Hamburg und die HHLA am Mittwoch mitteilten, legte die Reederei ein öffentliches Übernahmeangebot vor - die Hansestadt und MSC vereinbarten daraufhin über einen verbindlichen Vorvertrag eine "langfristige strategische Partnerschaft".
Hamburg will dabei eine Mehrheit von 50,1 Prozent an dem Unternehmen behalten, MSC würde mit 49,9 Prozent einsteigen.
Die Hansestadt hält derzeit rund 69 Prozent der Anteile an der Hamburger Hafen Logistik AG (HHLA), die unter anderem Containerterminals im Hamburger Hafen betreibt. Die italienisch-schweizerische Reederei will nach Angaben der Stadt ein Kaufangebot für alle derzeit frei gehandelten Aktien unterbreiten und veröffentlichte ein Übernahmeangebot zum Preis von 16,75 Euro je Aktie.
Die MSC gehört zu den weltweit größten Reedereien und betreibt global eine Flotte von 760 Schiffen. Seinen Deutschlandsitz mit mehreren hundert Beschäftigten will der Konzern nach Hamburg verlegen. Geführt werden soll die HHLA künftig als Joint Venture.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sprach von einem "Meilenstein in der weiteren Entwicklung" des Hamburger Hafens. Die strategische Partnerschaft könne "unserer gesamten maritimen Wirtschaft die Schubkraft geben, die sie in schwierigen Zeiten braucht". Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) versicherte, die Mehrheit an der HHLA bleibe in den Händen der Stadt, "das Unternehmen bleibt in der Hamburger Konzernfamilie".
Die strategische Partnerschaft ist "auf unbestimmte Zeit angelegt", eine Kündigung soll frühestens nach 40 Jahren möglich sein. Der Deal steht unter dem Vorbehalt der wettbewerbsrechtlichen und sonstigen regulatorischen Freigaben sowie der Zustimmung der Hamburgischen Bürgerschaft.
"Das Übernahmeangebot ist ein gutes Signal und zeigt die Attraktivität des Hamburger Hafens als Zukunftsstandort für Logistik und die maritime Wirtschaft insgesamt", sagte der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Dieter Janecek (Grüne), dem "Handelsblatt". Generell sei an den deutschen Häfen eine "Aufbruchstimmung" zu erkennen.
Klaus-Michael Kühne, der über seine Holding mit 30 Prozent an dem Logistikunternehmen Hapag-Lloyd beteiligt ist, kritisierte die Pläne hingegen scharf. Der geplante Einstieg sei ein Affront gegenüber Hapag-Lloyd als größtem Nutzer und damit größtem Reederei-Kunden des Hamburger Hafens, sagte Kühne der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Ersten Zugriff auf eine Minderheitsbeteiligung an der HHLA hätte man natürlich einem echten Hamburger Unternehmen wie Hapag-Lloyd einräumen müssen."
Er könne Hapag-Lloyd nur "dringend raten, selbst und sofort ein Übernahmeangebot für 49,9 Prozent der HHLA-Aktien abzugeben", sagte Kühne der "FAZ" weiter. Wenn Hapag-Lloyd es nicht tue, "erwägt meine Kühne Holding AG, es kurzfristig zu tun".
Der hafenpolitische Berichterstatter der FDP-Bundestagsfraktion und Hamburger Bundestagsabgeordnete Michael Kruse sprach von einer "unausgegorenen Konstruktion". Bürgermeister Tschentscher "verschleudert die HHLA für 'n Appel und 'n Ei und verbaut dem Hafen gleichzeitig weitere Entwicklungsmöglichkeiten", erklärte er.
Die Linke kritisierte einen "Ausverkauf im Hamburger Hafen". Die Folge dieser Übernahme sei "der dominierende Einfluss einer Reederei auf alle Terminals der HHLA und damit auf einen bedeutenden Teil der Hafenentwicklung".
hcy/pe © Agence France-Presse