Angesichts der eskalierenden Lage in Nahost hat die Bundesregierung weitere Sonderflüge angekündigt, um deutsche Staatsbürger aus Israel zu evakuieren.
Für Sonntag sind zwei Condor-Sonderflüge aus der jordanischen Stadt Akaba an der Grenze zu Israel geplant, wie das Auswärtige Amt am Freitag in Berlin mitteilte. Zudem sei das Ministerium mit der Lufthansa wegen möglicher zusätzlicher Sonderflüge im Gespräch. Auch die Bundeswehr hält sich für den Fall einer weiteren Verschärfung der Lage bereit.
Die Lufthansa absolviert seit Donnerstag auf Bitte des Auswärtigen Amtes Sonderflüge für in Israel gestrandete Deutsche. Nach Auskunft des Ministeriums gab es am Donnerstag vier Sonderflüge, mit denen insgesamt rund 950 Deutsche aus Israel ausreisen konnten. Für Freitag waren erneut vier Sonderflüge geplant.
Am Freitagnachmittag hoben laut der Website "Flightradar24" zwei Lufthansa-Maschinen vom Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv ab: die eine mit dem Ziel Frankfurt, die andere in Richtung München. Der letzte Lufthansa-Flug aus Tel Aviv vom Freitag sollte am Abend um 20.00 Uhr in München landen.
Auch am Samstag könnte es erneut Sonderflüge aus Tel Aviv nach Deutschland geben, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes mitteilte. Darüber sei das Ministerium "in intensiven Gesprächen" mit der Lufthansa.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums bestätigte, dass sich die Bundeswehr darauf vorbereite, im Falle einer Lageverschärfung deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger aus Israel auszufliegen. Diese Vorbereitungen seien "prophylaktisch", sagte er.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte die Bereitschaft der Lufthansa, trotz widriger Umstände Sonderflüge zu absolvieren. "Ich bin der Lufthansa und den Crews sehr dankbar für ihren wichtigen Einsatz in schwierigen Zeiten", erklärte Scholz am Freitag im Onlinedienst X, vormals Twitter.
An der Heimreise von Deutschen beteiligt sich auch die deutsche Fluggesellschaft Condor. Das Unternehmen biete "in enger Absprache mit uns" am Sonntag zwei Flüge aus dem jordanischen Akaba an, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes. Akaba liegt knapp eine halbe Stunde Autofahrt von der südisraelischen Stadt Eilat entfernt.
Das Auswärtige Amt steht nach Angaben seines Sprechers auch mit deutschen Staatsangehörigen im Gazastreifen in Kontakt, um zu erörtern, wie diese bei Ausreiseplänen unterstützt werden könnten. Demnach befindet sich nach Erkenntnissen des Ministeriums eine niedrige dreistellige Anzahl deutscher Staatsbürger in dem Palästinensergebiet.
Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas hatte am vergangenen Samstag einen Großangriff auf Israel gestartet. Auf israelischer Seite wurden nach vorläufigen Angaben mehr als 1300 Menschen getötet, bei den folgenden Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen starben nach Angaben der Hamas-Behörden bisher mehr als 1530 Menschen. Israel hat das Palästinensergebiet vollständig abgeriegelt und die Einfuhr von Treibstoff, Lebensmitteln und Trinkwasser gestoppt.
yb/ju © Agence France-Presse