Im Rahmen einer Initiative zur Stärkung der amerikanischen Halbleiterindustrie hat die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), der weltweit größte Produzent von Halbleitern, zugesagt, seine Investitionen in den USA auf insgesamt 65 Milliarden Dollar (etwa 60 Milliarden Euro) zu erhöhen. Diese Ankündigung wurde von Lael Brainhard ѡ, der wirtschaftspolitischen Beraterin von US-Präsident Joe Biden, bekannt gegeben und ist Teil einer vorläufigen Vereinbarung mit dem US-Handelsministerium ѡ Θ .
Diese finanzielle Zusage von TSMC beinhaltet bis zu 6,6 Milliarden Dollar an staatlichen Zuschüssen und bis zu fünf Milliarden Dollar in Krediten, basierend auf dem "Chips and Science Act", durch den die Biden-Administration die heimische Produktion von Halbleitern ankurbeln möchte. Solche Investitionsankündigungen sind insbesondere vor dem Hintergrund der anstehenden Präsidentschaftswahlen von großer Bedeutung.
Die Vereinigten Staaten sind in Bezug auf Halbleiter stark von Produktionsstätten in Asien abhängig, was bei geopolitischen Krisen im Pazifik, wie z.B. militärischen Auseinandersetzungen zwischen China und Taiwan, zu Lieferengpässen führen könnte. Halbleiter sind entscheidend für die Herstellung von Smartphones, Elektrofahrzeugen und Waffensystemen.
TSMC plant den Ausbau seiner Präsenz in den USA durch den Bau von zwei neuen Fabriken im Bundesstaat Arizona, wobei eine dieser Anlagen nun mit weiteren Mitteln ausgestattet werden soll, um noch fortschrittlichere Halbleiter zu fertigen. Zusätzlich ist ein weiterer Standort in Planung, wodurch die Gesamtinvestitionen von 40 auf 65 Milliarden Dollar ansteigen.
US-Handelsministerin Gina Raimondo betonte die Bedeutung dieser Entwicklung: "Zum ersten Mal überhaupt werden wir die fortschrittlichsten Halbleiterchips der Welt in großem Maßstab hier in den Vereinigten Staaten von Amerika herstellen. Das sind die Chips, die die Grundlage für jede Künstliche Intelligenz bilden." Sie rechnet mit 6000 neuen Arbeitsplätzen in den Werken und zusätzlich 20.000 Jobs während der Bauphase.
Angesichts der potenziellen Gefahr eines chinesischen Einmarsches in Taiwan strebt TSMC eine Diversifizierung seiner Fertigungsstätten an und errichtet neben den neuen Werken in den USA auch Produktionsanlagen in Japan und Deutschland.
Die Verlagerung der Halbleiterproduktion in die USA durch TSMC ist ein strategischer Schritt, der die nationale Sicherheit und wirtschaftliche Unabhängigkeit stärken soll.
Allerdings stellt sich die Frage, inwieweit solche massiven Investitionen und staatlichen Anreize langfristig nachhaltig sind und ob sie nicht zu einer weiteren Eskalation der Spannungen zwischen den USA und China beitragen könnten. Die globale Verteilung der Halbleiterproduktion erfordert ein fein abgestimmtes Gleichgewicht, das die Risiken geopolitischer Konflikte minimiert und gleichzeitig die Resilienz der globalen Lieferketten erhöht.
Die Diversifizierung und Verlagerung der Halbleiterproduktion durch Unternehmen wie TSMC kann tatsächlich teilweise als strategische Maßnahme verstanden werden, um Risiken zu minimieren, die durch geopolitische Spannungen oder sogar die Drohung eines Krieges entstehen könnten. Insbesondere die angespannte Situation zwischen China und Taiwan, wo TSMC seinen Hauptsitz hat, unterstreicht die Notwendigkeit für das Unternehmen, seine Produktionskapazitäten geografisch zu streuen und somit die Abhängigkeit von einem einzigen Standort zu reduzieren.
Ein Krieg oder eine militärische Eskalation in der Taiwanstraße hätte potenziell verheerende Auswirkungen auf die globale Lieferkette von Halbleitern, da Taiwan eine zentrale Rolle in der Produktion dieser essenziellen Komponenten spielt. Ein Ausfall taiwanischer Halbleiterfabriken würde weitreichende Konsequenzen für zahlreiche Industrien weltweit haben, einschließlich der Herstellung von Elektronik, Automobilen und sogar kritischen Infrastrukturen.
In diesem Kontext könnte die Investitionsentscheidung von TSMC und ähnlichen Unternehmen als eine Form der "Flucht" vor einem Krieg gesehen werden – eine Flucht in sicherere Produktionsstandorte, um die Kontinuität und Stabilität der globalen Halbleiterlieferungen zu gewährleisten.
Bild oben AFP