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Eskalation in Nahost: Iran greift erstmals direkt Israel an

Iran | USA | Krieg

Eskalation in Nahost: Der Iran hat erstmals seine Drohung wahrgemacht und Israel direkt mit Drohnen und Raketen angegriffen. Der Iran habe "Drohnen von seinem Territorium aus in Richtung Israel abgefeuert", erklärte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Samstagabend. Iranische Staatsmedien berichteten wenig später, die Revolutionsgarden des Landes hätten bei dem "umfangreichen" Angriff auch Raketen auf Israel abgefeuert.

Während der Iran die USA nachdrücklich aufforderte, sich aus dem Konflikt herauszuhalten, sicherte US-Präsident Joe Biden Israel erneut die "unerschütterliche" Unterstützung seines Landes zu. 

Der Iran feuerte nach Angaben der israelischen Armee mehr als 200 Drohnen in Richtung Israel ab. Es werde mehrere Stunden dauern, bis die Drohnen Israel erreichen. Zeitgleich mit dem iranischen Luftangriff führten auch die Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die Huthi-Rebellen im Jemen Angriffe gegen israelische Ziele.

In etlichen Orten in Israel wurde in der Nacht Luftalarm ausgelöst, darunter in Jerusalem und im Süden Israels. In der Folge waren auch Explosionen zu hören.

Das iranische Staatsfernsehen berichtete, die Revolutionsgarden hätten einen "umfangreichen" Angriff mit "Drohnen und Raketen" auf Israel gestartet. Der Angriff sei eine Reaktion auf die "Aggression" Israels gegen ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus, erklärte die iranische Vertretung bei der UNO im Onlinedienst X. Es handele sich um einen Konflikt zwischen dem Iran und Israel, "von dem sich die USA fernhalten müssen".

US-Präsident Biden erklärte nach einer Dringlichkeitssitzung mit seinen Sicherheisteam, die Verpflichtung der USA für Israels Sicherheit "gegen Bedrohungen aus dem Iran und von dessen Stellvertretern" sei "unerschütterlich". Das US-Militär bestätigte unterdessen den Abschuss iranischer Drohnen mit dem Ziel Israel. Ein Militärvertreter sagte, der Abschuss dauere an. Die US-Streitkräfte hielten sich zudem bereit, "zusätzliche Verteidigungsunterstützung zu leisten und die in der Region operierenden US-Streitkräfte zu schützen". 

Zuvor hatten US-Sender berichtet, die US-Armee habe mehrere vom Iran auf Israel abgefeuerte Drohnen abgeschossen. Der israelische Armeesprecher Hagari sagte, Israel arbeite eng mit den USA und seinen Partnern in der Region zusammen, um gegen die Drohnen "vorzugehen und sie abzufangen". 

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sagte am Abend in einer Fernsehansprache: "Unsere Verteidigungssysteme sind einsatzbereit, wir sind auf jedes Szenario vorbereitet, sowohl in der Verteidigung als auch im Angriff." Er fügte hinzu, dass Israel die Unterstützung der USA und "vieler" anderer Länder habe. Später beriet sich Netanjahu dann mit seinem Kriegskabinett.

Als Reaktion auf den iranischen Angriff versetzte Israels Nachbarland Ägypten seine Luftabwehr in "höchste Alarmbereitschaft". Das ägyptische Außenministerium erklärte, Kairo stehe "in direktem Kontakt mit allen Konfliktparteien" und versuche die Lage zu entschärfen. Das Ministerium warnte zugleich vor dem "Risiko einer regionalen Ausweitung des Konflikts".

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verurteilte den iranischen Angriff "mit aller Schärfe". "Mit dieser unverantwortlichen und durch nichts zu rechtfertigenden Attacke riskiert Iran einen regionalen Flächenbrand", erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am frühen Sonntagmorgen. "In diesen schweren Stunden steht Deutschland eng an der Seite Israels", fügte er hinzu.

UN-Generalsekretär António Guterres forderte "eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten". Er sei "zutiefst alarmiert über die sehr reale Gefahr einer verheerenden Eskalation in der gesamten Region", erklärte er. Auch Frankreich, Großbritannien und die EU verurteilten den iranischen Angriff auf Israel auf das Schärfste. 

Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, hatte Israel am Mittwoch mit Vergeltung für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf ein iranisches Konsulargebäude in der syrischen Hauptstadt Damaskus gedroht. Dabei waren Anfang April 16 Menschen getötet worden, darunter zwei Generäle der iranischen Revolutionsgarden.

Der Iran ist ein erklärter Unterstützer der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas, die mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte. Bei dem Angriff waren israelischen Angaben zufolge etwa 1170 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. 

Sowohl der Iran als auch die von der EU und den USA als Terrororganisation eingestufte Hamas haben die Vernichtung Israels als Ziel ausgegeben.

Israel geht seit dem Hamas-Großangriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bisher fast 33.700 Menschen getötet.

kas/mid


Jay Deshmukh und Laurie Churchman / © Agence France-Presse