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Der Leiter des Politbüros der Hamas, Ismail Hanija, habe beide Vermittler darüber informiert, dass die Hamas ihren Vorschlag für eine Vereinbarung über eine Waffenruhe annehme, teilte die Palästinenserorganisation am Montag auf ihrer Website mit. Zuvor hatte die israelische Armee eine Evakuierung des Ostteils der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen angeordnet, wo Israel eine Militäroffensive plant.
Hamas-Chef Hanija habe mit dem Ministerpräsidenten Katars, Scheich Mohammed bin Abdulrahman Al Thani, und dem ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel telefoniert, hieß es in der Erklärung der Hamas weiter.
Ein hochrangiger Vertreter der Palästinenserorganisation erklärte, nun komme es auf Israel an. "Nachdem die Hamas dem Vorschlag der Vermittler für eine Waffenruhe zugestimmt hat, liegt es nun an der israelischen Besatzungsmacht, ob sie dem Abkommen zustimmt oder es behindert", sagte der Hamas-Vertreter, der anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur AFP. Israel reagierte zunächst nicht auf die Ankündigung der Hamas.
Nach Angaben eines AFP-Reporters vor Ort feierten die Menschen im Gazastreifen am Montagabend die Zustimmung der Hamas zu dem Abkommen. In den Straßen der südlich gelegenen Stadt Rafah riefen Menschen demnach Parolen, weinten Freudentränen und gaben Schüsse in die Luft ab.
Die Verhandlungen über eine neue Feuerpause und die Freilassung weiterer Hamas-Geiseln unter Vermittlung der USA, Katars und Ägyptens dauern bereits seit Monaten an und gestalteten sich schwierig.
Am Montagmorgen hatte die israelische Armee die Bewohner des Ostteils der Stadt Rafah zur Evakuierung aufgerufen. Das Militär "bestärkt die Bewohner von Ost-Rafah darin, sich in das erweiterte humanitäre Gebiet zu begeben", erklärte die Armee. Dem palästinensischen Roten Halbmond zufolge haben bereits "tausende" Menschen das Gebiet verlassen.
Die israelische Regierung hatte kürzlich bekräftigt, eine geplante Bodenoffensive in Rafah trotz heftiger internationaler Kritik umsetzen zu wollen. Die israelische Regierung bezeichnet die Stadt als letzte verbliebene Hochburg der Hamas.
Nach Angaben des palästinensischen Zivilschutzes verstärkte die israelische Armee nach dem Evakuierungsaufruf ihre Luftangriffe in Ost-Rafah. Zwei dortige Viertel seien bombardiert worden, sagte ein Zivilschutz-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. In der Stadt im südlichen Gazastreifen haben rund 1,2 Millionen Menschen Zuflucht vor den Kämpfen zwischen Israels Armee und der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas gesucht.
Die EU verurteilte die Evakuierungsanordnung. Der Aufruf der Armee lasse "das Schlimmste befürchten: mehr Krieg und Hunger", schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell im Onlinedienst X. "Das ist inakzeptabel. Israel muss auf eine Bodenoffensive verzichten", fügte er hinzu.
Auch der Sprecher von UN-Generalsekretärs Antonio Guterres, Stéphane Dujarric, verurteilte den Aufruf zur Evakuierung und merkte an, es sei "unmöglich, ihn sicher auszuführen".
US-Präsident Joe Biden bekräftigte indes seine Kritik an der geplanten Offensive in Rafah. In einem Telefonat am Montag mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu habe Biden "seine klare Position zu Rafah wiederholt", teilte das Weiße Haus am Montag mit. Biden hatte in den vergangenen Monaten wiederholt deutlich gemacht, dass er die geplante israelische Bodenoffensive in der Stadt ablehnt.
Netanjahu habe seinerseits zugesichert, dass der Grenzübergang Kerem Schalom zum Gazastreifen für humanitäre Hilfslieferungen geöffnet bleiben solle, hieß es weiter. Israel hatte diesen Grenzübergang nach einem Raketenangriff vom Sonntag geschlossen.
Die israelische Offensive im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober ausgelöst worden. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1170 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Durch die anschließenden israelischen Angriffe im Gazastreifen wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, inzwischen mehr als 34.700 Menschen getötet.
kbh/ck © Agence France-Presse