Die russische Botschaft in Berlin hat einen dringenden Appell an die Berliner Behörden gerichtet, das Verbot von russischen Flaggen und anderen nationalen Symbolen an den Gedenktagen des 8. und 9. Mai aufzuheben.
Diese Tage markieren den Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges. „Wir fordern die vollständige Abschaffung der entsprechenden Verbote“, betonte die Botschaft in einer offiziellen Erklärung am Dienstag. Sie sieht in den Restriktionen eine „Diskriminierung, die dem Geist der historischen Versöhnung zwischen den Völkern Russlands und Deutschlands in der Nachkriegszeit widerspricht.“
Die Botschaft erinnerte daran, dass die Sowjetunion „für den friedlichen Himmel mit dem Leben von mehr als 27 Millionen ihrer Bürger bezahlt hat, die auf Schlachtfeldern fielen, in Nazi-Konzentrationslagern gefoltert wurden und an harter Zwangsarbeit, Hunger und Krankheit starben.“ Die Entscheidung der Berliner Behörden wird von der russischen Seite als „inakzeptabel“ angesehen.
Vor diesem Hintergrund erklärte die Berliner Polizei, dass bestimmte Symbole, die einen Bezug zu Russland aufweisen, einschließlich des schwarz-orangefarbenen Georgsbandes und Zeichen, die den Russland-Ukraine-Krieg verherrlichen könnten, am 8. und 9. Mai in und um die sowjetischen Ehrenmale Treptow, Tiergarten und Schönholzer Heide verboten seien.
Das Georgsband, einst eine zaristische Militärauszeichnung und später ein Symbol für den Sieg der Roten Armee über Nazi-Deutschland, wird von vielen Ukrainern als Zeichen russischer Aggression betrachtet und ist in mehreren europäischen Ländern verboten.
Die Polizei betonte jedoch, dass Veteranen des Zweiten Weltkriegs sowie Diplomaten von diesen Regelungen ausgenommen seien, da „der Akt des Erinnerns sowie die Achtung dieser Gedenkstätten und Mahnmale“ auch vor dem Hintergrund des andauernden Russland-Ukraine-Krieges gewahrt werden müsse.
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Wofür steht der 8. und 9. Mai in Russland ?
Der 8. und 9. Mai haben eine tiefgreifende Bedeutung in der Geschichte Russlands, insbesondere im Andenken des Zweiten Weltkriegs, der in Russland als der Große Vaterländische Krieg bezeichnet wird.
8. Mai: Tag der Kapitulation Deutschlands
Westeuropa und die USA: In vielen westlichen Ländern, einschließlich der USA und den meisten europäischen Staaten, wird der 8. Mai als Tag des Sieges über Nazi-Deutschland gefeiert, der das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa markiert. An diesem Tag im Jahr 1945 akzeptierten die Alliierten die bedingungslose Kapitulation der deutschen Streitkräfte, die kurz vor Mitternacht in Kraft trat.9. Mai: Tag des Sieges
Russland und einige andere ehemalige Sowjetstaaten: In Russland und einigen anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion wird der Tag des Sieges am 9. Mai gefeiert. Dies liegt daran, dass die Kapitulation Deutschlands in Berlin kurz nach Mitternacht am 9. Mai Moskauer Zeit unterschrieben wurde.
Der 9. Mai ist in Russland ein Tag großer nationaler Stolz und wird mit militärischen Paraden, insbesondere der großen Parade auf dem Roten Platz in Moskau, und anderen festlichen Veranstaltungen begangen.
Es ist ein Tag, an dem der enorme Opfergedanke und die Leistungen der Sowjetunion im Kampf gegen Nazi-Deutschland geehrt werden, während des Krieges verloren fast 27 Millionen Sowjetbürger ihr Leben.
Kulturelle und historische Bedeutung
Diese Daten sind nicht nur militärische Gedenktage, sondern auch tief verwurzelt in der russischen kulturellen Identität und dem kollektiven Gedächtnis. Sie symbolisieren den Triumph über eine große Bedrohung und eine Zeit, in der das Land entscheidend zum Sieg der Alliierten beigetragen hat. Die Feierlichkeiten dienen auch dazu, die Einheit und das patriotische Gefühl in der russischen Gesellschaft zu stärken und die Erinnerung an die Heldentaten und Opfer der Vorfahren wachzuhalten.
Diese Tage sind also nicht nur historische Markierungen, sondern auch lebendige Ausdrücke des russischen Nationalstolzes und der historischen Identität.