Grundannahme sind die Folgen des Ukraine-Kriegs, besonders die Energiekrise (Wiki). Russland hat seitdem seine Rohstofflieferungen drastisch gekürzt, weshalb Importeure teure Alternativen einkaufen müssen, um die Verträge bedienen zu können. Zugleich streben Deutschland und auch die anderen EU-Länder an, ihre Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu reduzieren, was ohnehin mit hohen Kosten verbunden ist.
Das Ergebnis der simulierten Entwicklungen seien "düstere" Aussichten, warnte das IW-Forscherteam. Bei einem Anstieg der Gaspreise um 50 Prozent dürfte die Inflationsrate um 0,9 Prozentpunkte im Jahresdurchschnitt und um 1,3 Prozentpunkte im kommenden Jahr steigen. Bei einer Verdopplung der Gaspreise, was ein derzeit "realistisches" Szenario sei, würde die Inflation um einen Punkt in diesem Jahr und um fast vier Prozentpunkte im nächsten Jahr wachsen.
Zuletzt lag die Inflation im Juli bei 7,5 Prozent, angetrieben durch die hohen Energiepreise, die im Jahresvergleich um über 35 Prozent in die Höhe schnellten. Nahrungsmittel wurden um fast 15 Prozent teurer. Die Inflation wurde zugleich durch staatliche Maßnahmen wie das Neun-Euro-Ticket abgebremst.
Bei einer Verdopplung der Gaspreise könnten den IW-Berechnungen zufolge noch in diesem Jahr 30.000 Menschen ihren Job verlieren. Im kommenden Jahr könnte das bei diesem Szenario schon 307.000 Menschen treffen.
Das IW berechnete auch die Folgen für das Bruttoinlandsprodukt bei einer Verdopplung der Gaspreise im dritten Quartal von Juli bis September: Dann könnte die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr immerhin um 0,2 Prozent schrumpfen und im kommenden Jahr dann um zwei Prozent einbrechen. Das entspricht einem Verlust von 70 Milliarden Euro.
Noch gar nicht mit berücksichtigt in den Berechnungen sind Auswirkungen von Produktionsausfällen bei einem Stopp der Gaslieferungen, gibt das IW zu bedenken. "Das würde zusätzliche hohe Preisschocks in den Wertschöpfungsketten auslösen", erklärte Studienautor Thomas Obst. Viele Experten rechneten derzeit noch mit einem Aufschwung im kommenden Jahr, jedoch: "Es kann aber sein, dass daraus nichts wird."
Auf die Gefahr eines Gasstopps wies am Donnerstag auch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hin. Es vermeldete zwar ein neues Allzeithoch an offenen Stellen - die Zahl lag für den Zeitraum von April bis Juni bei 1,93 Millionen. Jedoch bestünden für den Arbeitsmarkt für die nahe Zukunft "gravierende Risiken, zum Beispiel im Hinblick auf einen möglichen Stopp der Gaslieferungen aus Russland".
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