"Unser Wunsch ist es, dass die Verluste an Menschenleben nicht noch höher sind und dass unsere Bergleute gerettet werden können", erklärte der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan am Freitagabend im Onlinedienst Twitter. Für Samstag kündigte er einen Besuch des Unglücksortes an.
Die Explosion in dem Kohlebergwerk in der nordöstlichen Hafenstadt am Schwarzen Meer hatte sich am Freitag gegen 18.15 Uhr Ortszeit (17.15 Uhr MESZ) ereignet.
Die Suche nach 49 Vermissten wurde die Nacht über fortgesetzt. Sie seien in zwei Stollen in 300 Metern und 350 Metern Tiefe eingeschlossen, sagte Innenminister Süleyman Soylu, als er mit Energieminister Fatih Dönmez den Unglücksort besuchte. "Uns bietet sich wirklich ein trauriges Bild."
Nach Angaben der örtlichen Behörden gelang es mehr als 70 Einsatzkräften, etwa 250 Meter tief in das Bergwerk zu gelangen. Unklar war aber, ob sie weiter zu den eingeschlossenen Bergarbeitern vordringen können.
"Fast die Hälfte der Arbeiter konnte evakuiert werden", sagte der Bürgermeister von Amasra, Recai Cakir, dem türkischen Sender NTV. "Den meisten von ihnen geht es gut, aber es gibt auch Schwerverletzte." Energieminister Dönmez sagte, ersten Erkenntnissen zufolge habe sich in der Mine eine Schlagwetterexplosion durch die Entzündung von Methangas ereignet.
Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad hatte zunächst erklärt, ein defekter Transformator habe die Explosion ausgelöst. Später zog die Behörde diese Aussage zurück und erklärte, in der Mine habe sich aus "unbekannten Gründen" Methangas entzündet.
"Ich weiß nicht, was passiert ist", zitierte die türkische Nachrichtenagentur Anadolu einen Bergmann, der die Grube unverletzt aus eigener Kraft verlassen konnte. "Es gab einen plötzlichen Druck und ich konnte nichts mehr sehen."
Fernsehbilder zeigten hunderte Menschen, die sich nahe des Grubeneingangs versammelt hatten, viele von ihnen weinten.
Die örtliche Staatsanwaltschaft erklärte, der Vorfall werde als Unfall behandelt, und leitete eine offizielle Untersuchung ein.
Arbeitsunfälle kommen in der Türkei wegen Missachtung von Sicherheitsregeln häufig vor, insbesondere im Baugewerbe und im Bergbau. Im Mai 2014 hatte die Türkei das folgenschwerste Grubenunglück in ihrer Geschichte erlebt. 301 Kumpel starben bei dem Unglück in der Mine in Soma im Westen des Landes.
Die Tragödie löste Proteste gegen die Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Erdogan aus. Fünf Verantwortliche der Grube wurden zu Haftstrafen verurteilt, die höchste betrug 22 Jahre und sechs Monate.
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