Der Beschuss eines Krankenhauses in Gaza mit mindestens 200 Toten hat weltweit Empörung hervorgerufen und in mehreren muslimischen Ländern heftige Proteste ausgelöst.
Im Iran versammelten sich am frühen Mittwochmorgen hunderte Demonstranten vor der britischen und der französischen Botschaft in Teheran und forderten den "Tod Englands und Frankreichs", wie ein AFP-Korrespondent berichtete. Während Israel den Islamischen Dschihad für den Vorfall verantwortlich machte, wies die im Gazastreifen herrschende Hamas Israel die Schuld an dem Angriff zu.
Die Demonstranten in Teheran warfen Eier auf die französische Botschaft. Israel und die USA haben keine Botschaften in Teheran, da sie keine diplomatischen Beziehungen zum Iran unterhalten. Mehrere tausend Menschen kamen zudem auf einem zentralen Platz der iranischen Hauptstadt zusammen, um ihre Wut über den tödlichen Angriff zu manifestieren, wie ein AFP-Fotograf berichtete.
Der iranische Präsident Ebrahim Raisi rief einen Tag der Trauer aus und erklärte laut der amtlichen Nachrichtenagentur Irna, dass "die Flammen der US-israelischen Bomben, die heute Abend auf die verletzten Palästinenser im Krankenhaus in Gaza abgeworfen wurden", die "Zionisten (...) verzehren werden". Teheran forderte zudem arabische Staaten, die Beziehungen zu Israel unterhalten, auf, diese abzubrechen.
Am Dienstag war das Krankenhaus Ahli Arab in der Innenstadt von Gaza von einem Raketeneinschlag getroffen worden. Das Gesundheitsministerium der Hamas meldete nach dem Angriff "zwischen 200 und 300" Tote. Israel machte den Islamischen Dschihad für den Beschuss verantwortlich und erklärte, er sei durch eine fehlgeleitete Rakete der Miliz verursacht worden.
Der Islamische Dschihad bezeichnete die Anschuldigung Israels als "Lüge", mit der das Land "seine Angriffe auf Krankenhäuser rechtfertigen" und "sich der Verantwortung für sein Verbrechen entziehen" wolle. Auch die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas machte Israel verantwortlich.
Ein israelischer Armeesprecher erklärte indes in der Nacht, in den kommenden Stunden "Beweise" für die israelische Auslegung des Beschusses liefern zu wollen.
Die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz im Libanon verkündete am Mittwoch einen "Tag der Wut". Auch in der libanesischen Hauptstadt Beirut demonstrierten hunderte Menschen vor der US-Botschaft und skandierten "Tod für Amerika" und "Tod für Israel".
In Jordanien versuchten Demonstranten, die israelische Botschaft zu stürmen. Die Regierung sagte ein für Mittwoch geplantes Vierer-Gipfeltreffen mit US-Präsident Joe Biden in Amman ab. Ein solches Treffen werde stattfinden, "wenn die Entscheidung getroffen wurde, diesen Krieg zu beenden und den Massakern ein Ende zu setzen", erklärte der jordanische Außenminister Ayman Safadi. An dem Treffen sollten ursprünglich Biden, der jordanische König Abdullah II., der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi sowie Palästinenserpräsident Mahmud Abbas teilnehmen, um über die humanitäre Notlage der Zivilisten im Gazastreifen zu sprechen.
Biden, der sich auf dem Weg zu einem Solidaritätsbesuch in Israel befand, zeigte sich "empört" und "betrübt" angesichts der "Explosion" in dem Krankenhaus und dem Verlust an Menschenleben. Direkt nach dem Bekanntwerden der Nachricht habe er mit dem jordanischen König und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gesprochen und sein nationales Sicherheitsteam angewiesen, Informationen über die Vorfälle zu sammeln.
Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte den Angriff
scharf. "Wir sind zutiefst schockiert angesichts der Berichte über
hunderte Tote im Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza. Zivile Ziele, insbesondere
ein voll funktionstüchtiges Krankenhaus mit Patienten und medizinischem
Personal, dürfen unter keinen Umständen angegriffen werden", hieß es
auf X, ehemals Twitter.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sagte, es gebe "keine Rechtfertigung" dafür, Zivilisten ins Visier zu nehmen und ein Krankenhaus anzugreifen, und forderte auf X eine Aufklärung.
Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate riefen zu einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats am Mittwoch auf. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich "entsetzt" angesichts von hunderten getöteten Palästinensern und forderte einen sofortigen Waffenstillstand.
kbh/ck Rosie SCAMMELL, Mai YAGHI / © Agence France-Presse